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Der Streit um Zion
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Die Klimax (2)
In jenen Jahren entpuppte sich der missbräuchlicherweise „Israel“ genannte Kleinstaat als Gebilde, das in der Weltgeschichte einzigartig dastand. Wie von Anfang an geplant, wurde er grösstenteils von nichtsemitischen, chasarischstämmigen Juden aus Russland aus der Taufe gehoben und besiedelt. Seine ideologische Grundlage war ein weit ins Altertum zurückreichender Stammesglaube, an den die „Israelis“ keinerlei blutmässige Bindungen besassen; dass das levitische Gesetz des alten Juda in diesem Staat wortwörtlich ausgelegt wurde, verlieh ihm einen rabiat chauvinistischen Charakter. Aufgrund seiner Kleinheit war er in keiner Hinsicht lebensfähig und existierte vom Augenblick seiner Gründung an einzig und allein dank dem Geld und den Waffen, welche seine mächtigen Unterstützer in den grossen Ländern des Westens letzteren durch Erpressung abnötigen konnten. Während der ersten Jahre seiner Existenz stellte er die grossen Kriegsherren der Geschichte mit seinen kriegerischen Taten und seinen martialischen Worten in den Schatten. Seine Regierung bestand aus Stammesgenossen jener, die für den Terror in Polen und Ungarn verantwortlich waren; tagtäglich drohte es seinen semitischen Nachbarvölkern jene Vernichtung und Versklavung an, die ihnen die Leviten im fünften Mosesbuch in Aussicht gestellt haben. Die Zionisten glaubten sich dieses dreiste Gebahren erlauben zu können, weil sie davon überzeugt waren, dass ihre Macht in den Hauptstädten des Westens gross genug war, um allfällige Widerstände seitens der dortigen Regierungen im Keim zu ersticken und letztere zur bedingungslosen Unterstützung ihres Staates zu zwingen. Insbesondere in Amerika führten sie sich so auf, als sei dieses ihre Kolonie, und das Verhalten der US-Regierung bestätigte die Richtigkeit dieser Einschätzung. In Israel selbst waren Gesetze gegen Konversionen und Mischehen erlassen worden, die jenen des vielgeschmähten Hitler glichen wie ein Ei dem anderen; jenseits der israelischen Grenzen lebten Massen aus ihrer Heimat vertriebener, verelendeter Araber, deren Zahl infolge ihrer grossen Fruchtbarkeit innerhalb von acht Jahren auf fast eine Million anwuchs. Sie, und ihre unfreiwilligen Gastgeber, wurden durch regelmässige Überfälle und Massaker daran erinnert, dass über ihnen nach wie vor das Schicksal von Deir Yasin hing: „Tötet Männer, Frauen und Kinder bis zum letzten… lasst nichts leben, was atmet.“ Die westlichen Länder, die bei der Geburt des zionistischen Staatswesens Pate gestanden hatten, quittierten diese Drohungen mit missbilligendem Gemurmel, was sie freilich nicht daran hinderte, Israel weiterhin finanziell aufzupäppeln und ihm Waffen für den Krieg zu liefern, vor dem sie sich zu fürchten vorgaben. Wie weiland Dr. Frankenstein hatten sie ein Monstrum geschaffen, das sie nicht zu kontrollieren vermochten. Mochte dieser künstliche Staat auch ohne Hilfe von aussen nicht überlebensfähig sein, so war er doch sehr wohl fähig, weltweit Unruhe zu stiften. Vom Augenblick seiner Gründung an stellte er eine Gefahr für den Weltfrieden dar. Er liess folgende tröstliche alttestamentarische Verheissung Wirklichkeit werden: „Und der Herr sprach zu mir: […] Von heute an will ich Furcht und Schrecken vor dir auf alle Völker unter dem ganzen Himmel legen, damit, wenn sie von dir hören, ihnen bange werden soll vor deinem Kommen.“ (5. Mose 2; 1,25.) Auf sich alleine gestellt, wäre dieser Staat rasch zusammengebrochen, so wie die „jüdische Heimstatt“ der Zwischenkriegsjahre ohne Hilfe von aussen über Nacht kollabiert wäre. Trotz der Macht des Chauvinismus, der bei den ihm Verfallenen zumindest eine Zeitlang fast jeden anderen Impuls zu übertönen vermag, kehrten schon nach wenigen Jahren Heerscharen ernüchterter Juden diesem Staatswesen den Rücken. Bereits 1951 hätte die Zahl der Auswanderer jene der Einwanderer übertroffen, hätte der Eiserne Vorhang nicht plötzlich „wundersame Risse gezeigt“ (so die New York Harald Tribune im April 1953). Da solche Risse nicht ohne Genehmigung von ganz oben zu entstehen pflegen, lautet der unabweisliche Schluss, dass der Kommunismus seinem zionistischen Zwillingsbruder damals zur Hilfe geeilt ist, indem er ihm neue Bürger lieferte. Trotzdem liessen sich im Jahre 1952 lediglich 24.470 Juden in Israel nieder, während immerhin 13.000 den Staub jenes Landes von ihren Füssen schüttelten, und anno 1953 (dem letzten Jahr, für das mir Statistiken vorliegen) waren laut der Jewish Agency mehr Auswanderer als Einwanderer zu verzeichnen. Im Juni jenes Jahres gab ein Dr. Benjamin Avniel in Jerusalem bekannt, dass von Januar bis Mai nur 8.500 Immigranten eingetroffen waren, während die Zahl der Emigranten bei sage und schreibe 25.000 lag. Ohne massive Unterstützung von aussen würde Israel – ein Staat, der seinen Bürgern kaum mehr zu bieten hatte als Chauvinismus – binnen kürzester Zeit ausbluten. Ein ungeschminktes Bild von den dort herrschendenVerhältnissen zeichnete der seit sechzig Jahren in Palästina lebende Moshe Smilanski in der Jewish Review vom Februar 1952: „Als das britische Mandat zu Ende ging, herrschte im Land der Wohlstand. Die privaten und staatlichen Lebensmittelgeschäfte waren voll, und es gab grosse Vorräte an Rohstoffen. Das Land besass bei der Bank of England ein Guthaben in Höhe von dreissig Millionen Pfund, von einer grossen Menge britischer und amerikanischer Wertpapiere ganz abgesehen. Als Landeswährung waren dreissig Millionen Pfund im Umlauf, die denselben Wert besassen wie das Pfund Sterling… Die Mandatsregierung hinterliess uns eine solide Infrastruktur, den Tiefseehafen in Haifa, zwei Häfen in Jaffa und Tel Aviv, grosse, gut ausgestattete militärische und zivile Flughäfen, anständige Kasernen sowie die Raffinerien von Haifa. Die geflohenen Araber liessen ungefähr fünf Millionen Dunam Ackerland mit Gemüsegärten, Orangenhainen, Ölbäumen, Reben und Obstbäumen zurück, ferner ca. 75.000 teils sehr elegante Wohnhäuser in den Städten, rund 75.000 Läden und Werkstätten sowie viel bewegliches Eigentum, Möbel, Teppiche, Juwelen etc. All dies zeugte von Wohlstand, und wenn wir in Israel in Armut versunken sind, machen wir dafür die exzessive bürokratische Zentralisierung verantwortlich, die Einschränkung des privaten Unternehmertums und die Versprechen eines sozialistischen Regimes der Gegenwart.“ Im April 1953 sprach Hurwitz von der Revisionistischen Partei Israels vor einer jüdischen Zuhörerschaft in Johannesburg von einer „Degenerierung“ des zionistischen Staates und fügte hinzu, er könne die Augen nicht vor den alarmierenden Tatsachen verschliessen: „Wirtschaftlich steht das Land am Rande des Bankrotts. Die Einwanderung ist zu einem Rinnsal geschrumpft, und in den letzten Monaten haben mehr Menschen das Land verlassen, als neu eingewandert sind. Ausserdem gibt es 50.000 Arbeitslose und Tausende von Kurzarbeitern.“ Es lohnt sich durchaus, diese beiden Zitate aus jüdischem Munde – und ich könnte noch eine ganze Anzahl ähnlicher anführen – mit dem idyllischen Bild von Israel zu vergleichen, das die Politiker des Westens ihrer ahnungslosen Bevölkerung vorgaukeln. Ein Clement Davies, Chef der britischen Liberalen, die anno 1906 im Unterhaus 401 Sitze innehatten und ein halbes Jahrhundert später, unter der Führung von Mr. Davies, noch sechs -, rühmte laut derselben Zeitung, welche die Ausführungen von Hurwitz wiedergab, „den Fortschritt des jüdischen Staates, der ihm wie ein Wunder vorkam, und bezeugte, dass dieser Staat auf bestem Wege ist, sich zu einem Land zu wandeln, in dem Milch und Honig fliessen“ . Ungefähr zur selben Zeit tat Franklin D. Roosevelt junior bei einer Wahlkampagne in New York (wo das Votum der jüdischen Bevölkerungsgruppe als entscheidend gilt) folgenden Ausspruch: „Israel ist eine Insel des Lebens und der Hoffnung in einem brandenden Meer arabischer Völker. Es ‚verkauft' der freien Welt die Freiheit erfolgreicher als jegliche Propaganda, die wir von den USA aus betreiben könnten.“ Adlai Stevenson, der sich anno 1952 um das Amt des amerikanischen Präsidenten bewarb, äusserte sich vor einem zionistischen Publikum wie folgt: „Israel hat alle Menschen, die Zuflucht vor Prüfungen suchten, mit offenen Armen und warmem Herzen aufgenommen… Amerika täte gut daran, seine eigene Einwanderungspolitik nach dem Vorbild der grosszügigen Nation Israel zu gestalten, und dies muss unser Ziel sein.“ Dieser Satz lässt sich nur so interpretieren, dass die Bevölkerung der Vereinigten Staaten vertrieben und das gesamte Land den Indianern zurückgegeben werden soll. Ein weiterer Präsidentschaftskandidat, Stuart Symington, sagte: „Israel ist ein Beispiel dafür, wie man mit Standhaftigkeit, Mut und konstruktivem Handeln einen Sieg für die demokratischen Ideale erringen kann, anstatt vor dem kommunistischen Imperialismus das Feld zu räumen.“ Während Herr Symington diese weisen Worte aussprach, hissten die Schüler in Israel auf Geheiss ihrer Regierung am ersten Mai die rote Fahne, und die Politiker in Washington zeterten über „Antisemitismus hinter dem Eisernen Vorhang“. Gegen diese schamlose Verzerrung der Tatsachen durch die führenden Politiker sämtlicher Parteien in Amerika und England durften einzig und allein Juden protestieren (aus den früher erwähnten Gründen wurden nichtjüdische Kritiker wie schon in den Jahrzehnten zuvor de facto mit einem Publikationsverbot beleg). Zu den jüdischen Dissidenten gehört beispielsweise William Zukerman, der folgende scharfe Attacke gegen den Zionismus ritt: „Die allgemein akzeptierte Theorie, wonach die Gründung des Staates Israel das jüdische Volk einigen und zusammenschweissen werde, hat sich als unrichtig erwiesen. Ganz im Gegenteil: Der Kongress [d. h. der Zionistische Kongress in Jerusalem im Jahre 1951] hat dramatisch unter Beweis gestellt, dass die Schaffung eines politischen jüdischen Staates nach zweitausend Jahren eine neue, ausgeprägte Spaltung zur Folge hatte, wie sie die Juden jahrhundertelang nicht mehr gekannt hatten, und dass Israel die Juden auch in Zukunft viel eher spalten als einigen wird… Man tut so, als übe Israel auf irgendeine mystische Weise eine einzigartige Rechtssprechung über die zehn bis zwölf Millionen Juden aus, die ausserhalb seiner Grenzen in den restlichen Ländern der Welt leben… Es ist dazu verurteilt, weiter zu wachsen, indem es Juden aus der ganzen Welt aufnimmt, auch wenn diese in ihren gegenwärtigen Heimatländer glücklich und zufrieden leben…. Juden, die seit Generationen, ja seit Jahrhunderten dort ansässig waren, müssen laut dieser Theorie ‚aus dem Exil befreit' und mittels Masseneinwanderugn nach Israel gebracht werden… Israelische Führer aller Parteien von der radikalen Rechten bis zur radikalen Linken, darunter auch Präsident Ben-Gurion, verlangen bereits unverhohlen, dass amerikanische Juden, und insbesondere Zionisten, ihr Versprechen gegenüber dem alten Heimatland einlösen und sich in Israel niederlassen oder doch wenigstens ihre Kinder dorthin schicken… Der Jerusalemer Kongress hat die Blütezeit des amerikanischen Zionismus offiziell beendet und eine Periode des überbordenden israelischen Nationalismus eingeläutet, nach dem Muster des verstorbenen Vladimir Jabotinsky, der von einem grossen jüdischen Staat auf beiden Seiten des Jordan träumte, welcher sämtliche Juden aufnehmen und zur grössten militärischen Macht im Nahen Osten werden sollte.” Nicht minder herbe Kritik am Zionismus äusserte Lessing J. Rosenwald: „Wir bekunden unseren unbeugsamen Widerstand gegen sämtliche Programme, die darauf abzielen, die Juden in einem nationalistischen Block mit besonderen Bindungen an einen fremden Staat – Israel – zu verwandeln. Die von Ben-Gurion für den amerikanischen Zionismus festgelegte Politik ermuntert die Zionisten zu einer Intensivierung ihrer Bestrebungen, die amerikanischen Juden geistig und kulturell von einem fremden Staat abhängig zu machen… Wir halten den ‚jüdischen' Nationalismus für eine Verzerrung unseres Glaubens, weil er dessen universale Bedeutung auf die Dimension eines nationalistischen Kultes reduziert.“ Diesen jüdischen Protesten lag natürlich die Sorge über den spalterischen Einfluss des Zionismus auf die Juden zugrunde, doch ist dies lediglich ein nebensächlicher Aspekt des Problems. Die wirkliche Gefahr des Zionismus liegt und lag darin, dass er die Macht besitzt, die Völker der Welt gegeneinander aufzuhetzen und die Gefahr eines Kriegs heraufzubeschwören, bei dem auf ein jüdisches Opfer hundert oder tausend nichtjüdische kämen. Auf diese offensichtliche Bedrohung hinzuweisen, gilt in den fünfziger Jahren unseres Jahrhunderts als Häresie. Die Stimmen nichtjüdischer Warner werden unterdrückt, und jüdische Warnungen verhallen ungehört. 1953 lieferte die in New York erscheinende jüdische Zeitschrift Commentary einen beklemmenden Beweis dafür, dass die Welt einen Schritt näher an den Rand des Abgrunds gerückt ist, schrieb sie doch: „Das Überleben und die Stärkung Israels ist zu einem festen Element der amerikanischen Aussenpolitik geworden, und kein Wahlergebnis, kein politischer Wandel wird hieran etwas ändern.“ Ein weiteres Mal wird hier kaum verhohlen auf jene höhere Macht angespielt, von der ich bereits früher gesprochen habe und der sämtliche Präsidenten, Premierminister und Regierungen unterstehen. Erinnern wir uns daran, was der britische Minister Leopold Amery, der vor dem Zweiten Weltkrieg für Palästina verantwortlich war, damals gesagt hat: „Die Politik ist festgelegt und kann nicht verändert werden.“ Solche ominösen Aussprüche von Persönlichkeiten, die augenscheinlich Bescheid über die Existenz einer hinter den Kulissen wirkenden Macht wissen, lassen tief blicken. Sie mögen zwar kryptisch anmuten, sind aber nichtsdestoweniger eindeutig und kategorisch und beweisen, dass der Westen weder in naher noch in ferner Zukunft gewillt sein wird, den Zionisten seine Unterstützung zu entziehen. Der Gewissheit, die aus diesen Worten spricht, muss etwas Stärkeres zugrunde liegen als blosse Drohungen oder auch die Fähigkeit, „die jüdischen Stimmen“ in die Waagschale zu werfen und die Presse im gewünschten Sinne zu lenken. In ihnen offenbart sich der Hochmut des Herrn, der genau weiss, dass die Galerensklaven ihre Pflicht tun werden, weil sie angekettet sind und nicht entkommen können. Die New York Times, meines Erachtens ein glaubwürdiges Sprachrohr der weltweiten jüdischen Macht, hat schon sehr oft auf diesen geheimen Bund – oder diese geheime Kapitulation, je nachdem, welchen Ausdruck man bevorzugt – angespielt; in einem anno 1956 in dieser Zeitung erschienenen Artikel konnte man beispielsweise lesen: „Grundsätzlich macht die politische Unterstützung, welche der Staat Israel in den USA geniesst, es für die amerikanische Regierung unmöglich, eine israelischen Interessen abträgliche Lösung auch nur zu erwägen.“ Falls sich diese Aussage lediglich auf die Kontrolle der Wahlmaschinerie bezieht, liefert sie den Beweis dafür, dass das System der parlamentarischen Demokratie mit ihren „freien Wahlen“ Schiffbruch erlitten hat. Meiner Meinung nach ist dies in unserem Jahrhundert in den Staaten des Westens tatsächlich der Fall. Dieser Zustand bildet die Voraussetzung für das Überleben Israels, denn der Zionistenstaat hielt und hält sich in erster Linie dank amerikanischer Finanzhilfe über Wasser. In ihrer oben zitierten Ausgabe schrieb die Zeitschrift Commentary , bis Juni 1953 habe die amerikanische Regierung Israel Finanzhilfe in Höhe von 293 Millionen Dollar zukommen lassen, wozu noch weitere 200 Millionen in Form von Import-Export-Bankanleihen kämen. Der Jerusalemer Vertreter von Präsident Trumans „technischem Hilfsprogramm“ gab im Oktober 1952 bekannt, dass Israel im Vergleich zu seiner Bevölkerung die weltweit grösste Finanzhilfe und mehr als sämtliche anderen Länder des Nahen Ostens zusammen erhält. Am 12. März 1953 berichtete die New York Herald Tribune, die Gesamtsumme der Gelder (einschliesslich privater Spenden und Leihen), die Israel in den ersten fünf Jahren seines Bestehens aus den Vereinigten Staaten bekommen habe, belaufe sich auf über eine Milliarde Dollar; hierdurch, fügte das Blatt hinzu, sei die Existenz dieses Staates „gesichert“ worden. Hierzu kamen noch die – von Amerika erzwungenen – deutschen Tributzahlungen in Höhe von 520 Millionen israelischer Pfund pro Jahr; wie hoch die Gesamtsumme der deutschen „Wiedergutmachung“ bis 1956 war, habe ich nicht zu ermitteln vermocht. In jenem Jahre sagte der syrische Vertreter bei den Vereinten Nationen, nachdem Israel wieder einmal eine Aggression gegen seinen Staat begangen hatte: „Seit 1948 hat Israel von den USA Spenden, Hilfsgelder, Wertpapiere und Anleihen im Gesamtwert von 1,5 Milliarden Dollar erhalten.“ (Die deutschen Reparationen und andere westlichen Tributzahlen waren in dieser Ziffer nicht inbegriffen.) Etwas Ähnliches hatte die Welt noch nie gesehen. Ein vom Ausland finanziell so massiv unterstützter Staat kann es sich selbstverständlich leisten, eine kriegerische Politik zu betreiben; nur dank amerikanischem und sonstigem westlichen Geld konnte und kann Israel im Nahen Osten den wilden Mann spielen. Da der zionistische Staat darauf spekuliert, dass der Geldstrom nie versiegen und Washington ihm seine Unterstützung nie entziehen wird – diese Politik ist ja „festgelegt und kann nicht verändert werden“ -, hat er sich ein überaus ehrgeiziges Ziel gesetzt: Er will heute, im 20. Jahrhundert, dem von den Leviten im Jahre 621. v. Chr. im Deuteronomium (Fünften Mosesbuch) niedergeschriebenen „Neue Gesetz“ wieder zu uneingeschränkter Gültigkeit verhelfen. Alle künftigen Ereignisse werden nichts weiter als eine „Erfüllung“ dieses Gesetzes sein: Die zentralasiatischen Khasaren werden dafür sorgen, dass Jahwe seinen Bund einhält, so wie ihn die Leviten schriftlich verewigt haben. Die ersten Ratenzahlungen hat das auserwählte Volk mittlerweile bereits erhalten: Die „Heiden“ haben tatsächlich begonnen, die Schätze der Erde nach Jerusalem zu bringen – in Gestalt amerikanischer Finanzhilfe, deutscher Tributzahlungen etc. Mit prallvoller Börse fing der kleine Staat an, Phantasien von einer vollständigen „Erfüllung des Gesetzes“ nachzuhängen: Die Grossen dieser Welt würden gedemütigt, Zion allmächtig und alle Juden in einem Staat „versammelt“ werden. So erliess Israel ein „Nationalitätengesetz“, das alle jüdische Bewohner des neuen Staates zu Israelis erklärte, und ein „Rückwanderungsgesetz“, dem zufolge sämtliche Juden der Welt das Recht, ja die Pflicht haben, nach Israel „zurückzukehren“, ob sie es nun wünschen oder nicht. In dem 1953 verabschiedeten „Rückwanderungsgesetz“ heisst es unter anderem: „Die Sammlung der im Exil Befindlichen erfordert permanente Anstrengungen seitens der zerstreuten jüdischen Nation; der Staat Israel erwartet deshalb, dass alle Juden, sei es privat oder in Organisationen, zum Aufbau des Staates sowie zur Unterstützung der Masseneinwanderung beitragen, und er hält es für erforderlich, dass alle jüdischen Gemeinden zwecks Verwirklichung dieses Gesetzes zusammenarbeiten.“ Voraussetzung hierfür ist natürlich ein permanenter, weltweiter „Antisemitismus“, und da sich die grösste jüdische Bevölkerungsgruppe der Welt jetzt in Amerika befindet, muss dort früher oder später eine „antisemitische“ Gefahr herbeigeredet werden. Diese wie Geister aus verschwundenen Ghettos anmutenden Gesetze bereiten jüdischen Dissidenten wie Zukerman und Rosenwald schwere Sorgen. Aus ihnen spricht der ehrgeizigste Plan, den je ein Staat ersonnen hat. Der aus Russland stammende israelische Premierminister David Ben-Gurion hat die Existenz dieses Projekts immer wieder ausdrücklich bestätigt, beispielsweise am 16. Juni 1951 in einer Botschaft an die Zionisten Amerikas: „Eurer Organisation bietet sich eine seltene Gelegenheit, den Weg für eine einigende und geeinigte zionistische Bewegung zu bahnen,welche in der grossen Ära, die für das jüdische Volke mit der Begründung seines Staates und dem Beginn der Heimkehr der im Exil Lebenden begonnen hat, an der Spitze des amerikanischen Judentums stehen wird.“ Rabbiner Hillel Silver, ein enger Vertrauter Präsident Eisenhowers, erklärte sich besonders erfreut darüber, dass „ Herr Ben-Gurion jetzt die Ansicht vertritt, zur Hauptaufgabe des Zionismus gehöre fortan die Verwirklichung des vollen, unverwässerten zionistischen Programms“ . Im Juni 1952 äusserte sich Ben-Gurion in New York noch deutlicher: „Der jüdische Staat ist nicht die Erfüllung des Zionismus… Der Zionismus umfasst alle Juden überall auf der Welt.“ Ins selbe Horn stiess der zweite israelische Präsident, Ben Zvi, bei seinem Amtsantritt im Dezember 1952: „Die Heimkehr der im Exil Lebenden bleibt auch weiterhin unsere zentrale Aufgabe, und wir werden hier keinen Schritt zurück machen… Unsere historische Aufgabe wird sich ohne die rückhaltlose Unterstützung der ganzen [jüdischen] Nation in West und Ost nicht verwirklichen lassen.“ Hätte ein deutscher Kaiser oder ein Hitler dergleichen von sich gegeben, so hätte sich ein weltweiter Orkan des Protestes erhoben. Das „volle, unverwässerte zionistische Programm“ zeugt fürwahr von grenzenlosem Ehrgeiz. Sein politischer Teil ist in der Thora klipp und klar festgelegt: Dank seinem Bund mit Jahwe wird Israel ein Reich gründen, das sich vom Nil bis zum Euphrat erstreckt, und von dort aus weltweit über die „Heiden“ herrschen. Nur dank der Hilfe des Westens war es möglich, dass ein Programm, welches an und für sich die absurdeste Anmassung der Weltgeschichte darstellt, bisher immerhin ansatzweise verwirklicht worden ist. Bis 1953 konnte man sich in der Illusion wiegen, die westlichen Politiker sähen die ganze Tragweite ihres Handelns nicht ein, doch im Mai jenes Monats machte Winston Churchill, der damals wieder britischer Premierminister war, eine Aussage, die beweist, dass diese Herrschaften sich der Konsequenzen ihres Tuns sehr wohl bewusst sind. In seinem Disput mit dem ägyptischen Premierminister über den Suezkanal drohte er diesem nicht etwa britische, sondern jüdische Vergeltung an. Vor dem Parlament bezeichnete er die israelische Armee als „die beste im Mittelmeerraum“ und betonte, bei seinen Flugzeuglieferungen an Staaten dieser Region werde Grossbritannien nichts tun, was für Israel nachteilige Folgen haben werde. Im Jargon Ben-Gurions und Rabbiner Hillel Silvers fügte Churchill hinzu, er freue sich „auf die Verwirklichung der zionistischen Sehnsüchte“. Nie zuvor in der Geschichte dürfte ein Staatsoberhaupt je so rückhaltlos für die Interessen eines fremden Landes eingetreten sein – und dies, ohne dass seine eigenen Untertanen davon ahnten! Das israelische Parlament zeigte sich ungemein erfreut über „Churchills freundliche Einstellung gegenüber der gegenwärtigen israelischen Regierung und der zionistischen Bewegung während ihrer gesamten Existenz“. Falls die britische Öffentlichkeit diese Worte überhaupt zur Kenntnis nahm, dann ohne ihren Sinn zu begreifen. Für viele Juden kamen sie überraschend, auch für A. Abrahams, einen gestandenen Revisionisten. Als „Revisionisten“ bezeichnet man die Anhänger des verstorbenen Vladimir Jabotinsky, die ein Gross-Israel westlich und östlich des Jordans, die Umsiedlung aller Juden der Welt in diesen Staat und dessen Entwicklung zur militärischen Supermacht anstreben. Als feuriger Anhänger dieser Ideologie hätte sich Abrahams eigentlich vor Begeisterung über Churchills Worte überschlagen müssen, doch stellte er mit besorgtem Unterton die Frage, ob diese denn wirklich aufrichtig gemeint gewesen seien: „Als bibelfester Mann weiss der Premierminister sehr wohl, dass die zionistischen Sehnsüchte nicht erfüllt sind, bis Israel vollumfänglich in seinen historischen Grenzen, dem Land der zehn Stämme, wiederhergestellt ist.“ Eine Erfüllung dieser „Sehnsüchte“ ist natürlich nicht ohne einen grossen Krieg möglich. Dies war offensichtlich der Grund dafür, dass Abrahams auf Churchills Skepsis mit einer gehörigen Portion Skepsis, ja beinahe mit Erschrecken reagierte. Sofern sie ernst gemeint waren, hat der britische Premierminister das schwindelerregend ehrgeizige zionistische Projekt bewusst und ohne jede Einschränkung unterstützt, obwohl der Preis, der hierfür zu entrichten wäre, in der Auslöschung all dessen bestünde, was man gemeinhin mit dem Begriff „Abendland“ verbindet.* Die Aggression gegen Ägypten, welche die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit von Ungarn ablenkte und es den Sowjets ermöglichte, den Volksaufstand risikolos niederzuschlagen, war zwar von Churchills designiertem Nachfolger Anthony Eden angeordnet worden, bewies aber trotzdem, dass Churchills Worte vom Mai 1953 tödlich ernst gemeint gewesen waren – mit allen Folgen, die sich hieraus für Grossbritannien ergaben. Wenn sich der Westen der Erfüllung der zionistischen „Sehnsüchte“ tatsächlich mit Haut und Haaren verschrieben hatte (und anders liessen sich diese Worte nicht interpretieren), konnte dies nur bedeuten, dass er bereit war, einen Krieg zu riskieren, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte, und seine Truppen als Kanonenfutter für zionistische Interessen in todbringende Schlachten zu entsenden. Hierdurch sollte die christliche Welt gespalten, die muslimische Welt unterworfen und ein zionistisches Reich geschaffen werden, als dessen Söldlinge die Armeen des Westens walten würden. Damit die Operation erfolgreich verlief, würde von den Juden in aller Welt – gleichgültig auf welcher Seite der Front sie sich befanden – erwartet werden, in Übereinstimmung mit dem „Rückwanderungsgesetz“ nach Israel überzusiedeln. Was dies praktisch bedeuten würde, lässt sich einem Artikel entnehmen, der am 10. November 1950 im Johannesburger Jewish Harald erschien und dessen Thema eine zuvor unbekannte Episode des Zweiten Weltkriegs war. Dem jüdischen Blatt zufolge wurde Chaim Weizmann zum Zeitpunkt, wo die USA mit der Herstellung von Atombomben begonnen, „der Vorschlag unterbreitet, einige der bekanntesten jüdischen Wissenschaftler zusammenzuführen, um ein Team zu bilden, das bei Verhandlungen mit den Alliierten die Interessen des Judentums vertreten sollte…. Ich habe den Originalentwurf des Projekts gesehen, der Dr. Weizmann von einem Wissenschaftler überreicht wurde, welcher sich auf dem Gebiet militärtechnischer Innovationen einen gewissen Namen gemacht hatte.“ All dies ist in höchstem Grade ominös. Was die „Erfüllung der zionistischen Sehnsüchte“ mit diesen oder anderen Mitteln betrifft, so hat Dr. Nahum Goldman, Führer der Zionistischen Weltorganisation, im August 1950 vor einem jüdischen Publikum in Johannesburg eine aufschlussreiche Enthüllung gemacht. Unter Bezugnahme auf eine Unterredung, die er mit dem damaligen britischen Aussenminister Ernest Bevin geführt hatte, sagte Goldman: „Dieses winzige Land [Israel] ist ein wahrhaftig einzigartiges Land, es befindet sich in einer einzigartigen geographischen Lage. In jenen Tagen, als ich versuchte, die Zustimmung der britischen Regierung zur Gründung des jüdischen Staates zu gewinnen, sagte Bevin bei einer privaten Unterredung zu mir: ‚Wissen Sie, was Sie von mir verlangen? Sie verlangen von mir, Ihnen den Schlüssel zu einer der wichtigsten strategischen Regionen der Welt auszuhändigen.'' Ich antwortete: ‚Weder im Neuen noch im Alten Testament steht geschrieben, dass Grossbritannien diesen Schlüssel haben muss.'“ Wenn Churchills Worte ernst gemeint waren, war er offensichtlich bereit, den Zionisten den Schlüssel auszuhändigen, und nach Bevins Ableben schwenkten auch die letzten Akteure in Washington und London auf diesen Kurs ein. Die Auswirkungen dieser Politik liegen bereits heute auf der Hand und können schwerlich als blosser Zufall abgetan werden. Hier steuert ein grosser Plan auf sein Gelingen oder seinen Schiffbruch zu, wobei die grossen Nationen des Westens den Zionisten als Landsknechte die Kastanien aus dem Feuer holen sollen – eine fürwahr unrühmliche Aufgabe! Der Westen handelt wie ein Mensch, der sich unter der Bedingung anheuern lässt, dass sein Lohn gekürzt wird, wenn es mit der Firma aufwärts geht. Jeder Etappe dieses düsteren Dramas war von den Eingeweihten als Plan diskutiert und vorbereitet worden. In einem früheren Kapitel habe ich folgenden Ausspruch Max Nordaus beim sechsten zionistischen Kongress im Jahre 1903 zitiert: „Die Worte, die ich jetzt zu Ihnen sagen werde, sind wie die Sprossen einer Leiter, die immer weiter nach oben führt. Herzl, der zionistische Kongress, das englische Uganda-Projekt, der künftige Weltkrieg, die Friedenskonferenz, auf der mit Hilfe Englands ein freies und jüdisches Palästina geschaffen werden wird.“ Ein Vierteljahrhundert später, anno 1928, äusserte sich ein führender englischer Zionist, Lord Melchett, bei einer zionistischen Veranstaltung in New York ebenfalls im Ton eines Eingeweihten: „Hätte ich im Jahre 1913 hier gestanden und euch gesagt: ‚Kommt zu einer Konferenz, um über den Wiederaufbau einer nationalen Heimstatt in Palästina zu sprechen', hättet ihr mich für einen weltfremden Traumtänzer gehalten, genau wie wenn ich euch 1913 prophezeit hätte, der Erzherzog von Österreich werde ermordet werden, und aus den Folgen dieser Tat werde sich die Chance ergeben, eine Heimstatt für die Juden in Palästina zu schaffen. Ist es euch nie in den Sinn gekommen, wie bemerkenswert es ist, dass diese Gelegenheit dem Blutbad des Weltkriegs erwuchs?Glaubt ihr wirklich, es sei bloss ein glücklicher Zufall gewesen, dass wir zurück nach Israel geführt worden sind?'“ ( Jewish Chronicle, 9. November 1928.) Wenn der dritte Weltkrieg ausbricht, wird dies natürlich nicht bloss ein „glücklicher Zufall“ sein; die historischen Ereignisse haben klar gezeigt, welche Wurzeln ein solcher Krieg haben wird und wer die Hintergrundmächte sind, die auf eine solche Entwicklung hinarbeiten. 31 Jahre nach Lord Melchetts bedeutungsschweren Worten befand ich mich gerade in South Carolina, wo ich in einer Lokalzeitung einen sehr ähnlichen Ausspruch eines Eingeweihten las, mit dem Unterschied, dass es diesmal um den dritten Weltkrieg ging. Sir Randolph Churchill, Winston Churchills Sohn, besuchte damals einen engen Freund seiner Familie, Bernard Baruch, der in Little Hobcaw, South Carolina, ein Landgut sein eigen nennt. Nach seinem Besuch bei dieser erlauchten Persönlichkeit sagte Randolph Churchill (laut der Associated Press vom 8. Februar 1956), die „gespannte Situation im Nahen Osten“ könne „jederzeit in einen bewaffneten Konflikt ausarten“ . Er glaube jedoch nicht, dass die Zivilisation „in den nächsten Krieg hineinstolpern“ werde. Wenn der dritte Weltkrieg ausbreche, werde er „nicht die Frucht eines Zufalls, sondern kühl kalkuliert und geplant“ sein. Indem der neue Staat im Nahen Osten Tributzahlungen seitens der grossen Nationen entgegennahm und dreist verkündete, sämtliche Juden der Welt seien seine Untertanen, bewies er, dass es ihm mit seinem Vorhaben, die „historischen Grenzen Israels“ wiederherzustellen, blutig ernst war. Kein westlicher „Kriegstreiber“ hat sich je so unversöhnlich gegeben wie Ben-Gurion, der (laut dem Johannesburger Jewish Herald vom 24. Dezember 1952) erklärte, Israel werde die Rückkehr der „arabischen Emigranten“ (d.h. der rechtmässigen Bewohner Palästinas) „unter keinen Umständen dulden“. Bezüglich Jerusalems, das gegenwärtig in eine zionistisch regierte und eine arabische Hälfte gespalten ist und unter der Aufsicht der Vereinten Nationen „internationalisiert“ werden soll, äusserte sich Ben-Gurion wie folgt: „Für uns ist die Zukunft dieser Stadt trotz ihrer lächerlichen Grenzen so klar geregelt wie diejenige Londons; hierüber gibt es nichts zu verhandeln.“ Die jenseits der israelischen Landesgrenzen im „Exil“ lebenden Juden sollen „heimgeholt“ werden; im Juni 1952 gab Aussenminister Moshe Sharett bekannt, man hoffe, dass innerhalb der kommenden zehn Jahre vier Millionen von ihnen nach Israel übersiedeln würden. Um zuerst die „jüdische Heimstatt“ und dann den „jüdischen Staat“ zu schaffen und rund anderthalb Millionen Juden dorthin zu verfrachten, hatte es zwei Weltkriege gebraucht. Soll das von Sharett gesetzte Ziel verwirklicht werden, so wird es hierzu eines neuen Weltkriegs bedürfen, der in spätestens in anderthalb Jahrzehnten ausbrechen wird – anders lässt sich die Umsiedlung einer so grossen Zahl von Juden nämlich nicht bewerkstelligen. Die Kosten dieser Bevölkerungsverschiebung veranschlagte Ben-Gurion auf zwischen sieben und acht Milliarden Dollar (was gegenwärtig den gesamten Staatsschulden Italiens und dem Fünffachen der britischen Staatsschulden anno 1914 entspricht). Dieses Geld soll, wenn es nach Ben-Gurion geht, vom „amerikanischen Judentum“ kommen. Es versteht sich von selbst, dass nicht einmal die amerikanischen Juden eine dermassen horrende Summe aufbringen können; man wird also die Steuerzahler der westlichen Staaten zur Kasse bitten. All diese zionistischen Pläne und Forderungen kamen einer unverhüllten Kriegsdrohung gegenüber den arabischen Nachbarstaaten Israels gleich. Solcherlei Drohungen wirkten besonders ominös, wenn sie – was oft der Fall war – von Herrn Menachem Begin ausgesprochen wurden, dem Chef jener „Aktivisten“ (bzw. Killer), die für die Schlächterei von Deir Yasin verantwortlich gewesen waren. Obwohl sich das offizielle Israel damals formell von ihnen distanzierte, waren diese Männer später mit hohen Ehren bedacht worden und hatten die Herut-Partei gegründet, die im Parlament eine der stärksten Fraktionen stellt. Die Araber wussten also ganz genau, welches Schicksal Begin ihnen zudachte, wenn er seine Drohungen ausstiess. Hierzu ein Beispiel. Im Mai 1953 drohte Begin dem achtzehnjährigen König Hussein von Jordanien zum Zeitpunkt seiner Krönung den Tod an, wobei er sich auf das Deuteronomium – das fünfte Mosesbuch – berief. Bei einer zionistischen Grosskundgebung im zionistisch beherrschten Teil Jerusalems, nur einen Steinwurf von der jordanischen Grenze entfernt, donnerte er: „Zu dieser Stunde findet die Krönung eines jungen Arabers zum König von Gilead, Basan, Nablus, Jericho und Jerusalem statt. Es ist dies der passende Augenblick, um ihm und seinen Herren klar und deutlich zu sagen: ‚'Wir werden zurückkehren, und Davids Stadt wird frei sein.'“ Für westliche Ohren mag diese Prophezeiung reichlich nebulös klingen, doch jeder gebildete Araber oder Jude wusste sofort, dass Begin hier auf eine Stelle im dritten Kapitel des Deuteronomium anspielte: „Und Og, der König von Basan, zog uns entgegen mit seinem ganzen Kriegsvolk, um bei Edrei zu kämpfen. Aber der HERR sprach zu mir: Fürchte dich nicht vor ihm, denn ich habe ihn und sein ganzes Kriegsvolk mit seinem Land in deine Hände gegeben. […] So gab der HERR, unser Gott, auch den König Og von Basan in unsere Hände mit seinem ganzen Kriegsvolk, dass wir ihn schlugen, bis keiner übrig blieb. Da nahmen wir zu der Zeit alle seine Städte ein, und es gab keine Stadt, die wir ihnen nicht nahmen: sechzig Städte, die ganze Gegend von Argob, das Königreich Ogs von Basan, lauter Städte, die befestigt waren mit hohen Mauern, Toren und Riegeln, ausserdem sehr viele offene Städte. […] An allen Städten vollstreckten wir den Bann, an Männern, Frauen und Kindern. Aber alles Vieh und die Beute aus den Städten raubten wir für uns.“ (5. Mose 3; 1-7.) Die Heerscharen arabischer Flüchtlinge, die in elenden Lagern im Exil hausten, hatten allen Grund, dergleichen Drohungen für bare Münze zu nehmen. Im April 1956 vermeldete Henry R. Labouisse, Direktor der Palästina-Hilfsorganisation der Vereinten Nationen, dass es mehr als 900.000 solcher Flüchtlinge gab: 499.000 in Jordanien, 88.000 in Syrien, 103.000 im Libanon und 215.000 in Ägypten (dem Gaza-Streifen). Begins Drohungen sorgten dafür, dass sie stets auf gepackten Koffern sitzen mussten, um im Notfalls sofort in eine womöglich noch unwirtlichere Gegend fliehen zu können. Die Zionisten liessen ihren Worten Taten folgen. Eine ganze Reihe symbolträchtiger Überfälle und Massaker führten den Arabern drastisch vor Augen, dass sich Deir Yasin jederzeit wiederholten konnte. Den Auftakt erfolgte am 14. Oktober 1953, als ein starker israelischer Trupp plötzlich die jordanische Grenze überschritt, das Dorf Qibya dem Erdboden gleichmachte und seine gesamte Einwohnerschaft – 66 Menschen, die meisten davon Frauen und Kinder – niedermetzelte. Die 499.000 palästinensischen Flüchtlinge in Jordanien zogen hieraus die sich aufdrängenden Schlussfolgerungen. Der Erzbischof von York erklärte, die zivilisierte Welt empfinde „Abscheu“ vor dieser Tat; die „jüdischen Stimmen in New York“ übten eine lähmende Wirkung auf die Palästina-Politik der Vereinten Nationen aus, und sofern keine energischen Massnahmen erfolgten, werde der Nahe Osten in absehbarer Zukunft „in Flammen stehen“. Die Abgeordnetenkammer der britischen Juden bezeichnete diese Erklärung als „provokativ und einseitig“, der New Yorker Bürgermeister Robert Wagner gab sich „schockiert“ und meinte, der „gute Erzbischof“ sei offensichtlich nicht über die Situation in Amerika informiert. Die Vereinten Nationen erteilten Israel einen milden Tadel. Am 28. Februar 1955 drang ein israelischer Truppenverband in den – 1949 von der UNO den Arabern „zugesprochenen“ und von Ägypten militärisch besetzten – Gazastreifen ein, wo 215.000 palästinensische Flüchtlinge „in furchtbarer Armut in einem schmalen, zu zwei Dritteln aus sandigen Dünen bestehenden Streifen unfruchtbaren Landes längs der Küste dahinvegetieren“ (Sir Thomas Rapp, The Listener, 6. März 1955). 39 Ägypter sowie eine unbekannte Zahl Palästinenser wurden dabei getötet. In ihrem hilflosen Zorn brannten die Flüchtlinge anschliessend fünf Hilfszentren der Vereinten Nationen nieder und beraubten sich hierdurch ihrer spärlichen Rationen. Die Gemischte Waffenstillstandskommission verurteilte Israel wegen seiner „brutalen Aggression“ und bezeichnete sein Vorgehen als „sorgfältig geplanten Angriff“. ** Die Angelegenheit kam vor den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, der Israel mit elf gegen null Stimmen verurteilte. Laut dem amerikanischen Delegierten handelte es sich um den vierten Fall seiner Art und um den bisher schwerwiegendsten; der französische Abgeordnete meinte, die Resolution sei als „letzte Warnung“ an Israel gedacht (was Frankreich freilich nicht daran hinderte, zwanzig Monate später die israelische Aggression gegen Ägypten aktiv zu unterstützen). Am 8. Juni 1955 tadelte die von kanadischen Major E. L. M. Burns geleitete Gemischte Waffenstillstandskommission der Vereinten Nationen Israel wegen einer neuen „flagranten Verletzung des Waffenstillstandes“, nachdem israelische Truppen in den Gaza-Streifen eingedrungen waren und mehrere Ägypter getötet hatten. Die einzigen konkreten Auswirkungen dieser Rüge bestanden darin, dass Israel zunächstsechs militärische Beobachter der Vereinten Nationen sowie drei Stabsangehörige der Kommission festnehmen liess und bald darauf, im September, abermals im Gazastreifen einfiel, wobei diesmal 35Ägypter den Tod fanden. Im selben Monat kündige Ben-Gurion in einem Interview an, er werde Ägypten „innerhalb eines Jahres“ angreifen, falls dieses die über den israelischen Hafen Elath im Golf von Akaba verhängte Blockade nicht aufhebe. Der Angriff erfolgte dann im Oktober 1956. Da damals gerade die Kampagne für die amerikanischen Präsidentschaftswahlen angelaufen waren, zögerte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, diesen neuen Aggressionsakt auch nur milde zu rügen, und begnügte sich mit dem Vorschlag, Israelis und Ägypter sollten sich so weit zurückziehen, dass zwischen ihnen eine 500 m breite entmilitarisierte Zone entstand. (Genau dies hatte Ägypten schon zuvor vergeblich angeregt.) Am 23. Oktober 1955 verurteilte General Burns Israel wegen seines „sorgfältig geplanten Angriffs“ auf Syrien, nachdem israelische Truppen sieben Syrer entführt und die Angehörigen von Burns' Kommission ein weiteres Mal daran gehindert hatten, die Geschehnisse zu beobachten. Am 27. Oktober 1955 kündigte Israels Aussenminister Moshe Sharett in einem Gespräch mit Journalisten in Genf an, Israel werde notfalls einen „Präventivkrieg“ gegen die Araber führen. Einen Monat später, am 28. November, liess die „Zionist Organisation of America“ in mehreren Zeitungen ein Inserat erscheinen, in dem sie darüber klagte, dass „auch Grossbritannien zu den Feinden Israels übergegangen ist“. Der Grund dafür war, dass der britische Premierminister Anthony Eden, der ein knappes Jahr später gemeinsam mit Israel einen Aggressionskrieg gegen Ägypten vom Zaun brechen sollte, einige kleinere Grenzkorrekturen zu Ungunsten Israels angeregt hatte… Am 11. Dezember drangen die Israelis ein weiteres Mal in Syrien ein und töteten 56 Menschen. Als Reaktion verabschiedeten die Vereinten Nationen eine Resolution, in der Israel stärker „gerügt“ wurde als je zuvor. Dies war insofern von historischem Interesse, weil damals das Jahr der Präsidentschaftswahlen bevorstand, was bedeutete, dass in Bälde selbst die zurückhaltendste Kritik an dem zionistischen Staat ein Ding der Unmöglichkeit sein würde. Der syrische UNO-Delegierte wies darauf hin, dass die wiederholten Verurteilungen „Israel nicht daran gehindert haben, den kriminellen Angriff zu begehen, den wir jetzt erörtern“. Am 12. Januar 1956 erinnerte der Sicherheitsrat an die vier zuvor verabschiedeten Resolutionen, in denen Israel getadelt worden war, und verurteilte den Angriff als „flagrante Verletzung der Bedingungen des… allgemeinen Waffenstillstandsabkommens zwischen Israel und Syrien sowie der Verpflichtungen, die Israel durch die Unterzeichnung der Charta der Vereinten Nationen eingegangen ist“ . Für den Fall, dass sich der Zionistenstaat „weiterhin so benehmen“ sollte, kündigte der Sicherheitsrat „die Erwägung angemessener Massnahmen“ an. Israel reagierte mit der energischen Forderung nach mehr Waffen. Am 18. März 1956 sagte Ben-Gurion in Tel Aviv, nur sofortige Waffenlieferungen könnten einen „arabischen Angriff“ verhüten; der „Aggressor“, fügte er hinzu, würden „der ägyptische Diktator Nasser“ sowie „seine Verbündeten Syrien und Saudi-Arabien“ sein. (Sieben Monate früher hatte Ben-Gurion angekündigt, sein Land werde Ägypten innerhalb eines Jahres angreifen!) Am 5. April, kurz bevor der Sicherheitsrat den UNO-Generalsekretär Dag Hammarskjöld zu einer „Friedensmission“ in den Nahen Osten entsendete, nahm die israelische Artillerie den Gazastreifen unter Beschuss, wobei 42 Araber getötet und weitere 103 verletzt wurden; fast die Hälfte der Opfer waren Frauen und Kinder. Am 19. Juni entliess Ben-Gurion seinen Aussenminister Sharett und ersetzte ihn durch die – wie Ben-Gurion selbst aus Russland gebürtige – Golda Myerson, die sich mittlerweile Golda Meir nannte. Die New York Times kommentierten diesen Schritt signifikanterweise mit der Bemerkung, er bedeute möglicherweise einen Übergang von der „Mässigung“ zum „Aktivismus“. Wie vor ihm Chaim Weizmann und Theodor Herzl war auch Moshe Sharett von zionistischen Eiferern als „zu gemässigt“ attackiert worden. (Wir erinnern daran, dass sich Weizmann beim Zionistischen Kongress von 1946 besorgt über die „Wiederkehr des alten Übels in noch fürchterlicherer Gestalt“ gezeigt hatte.) Seit den Sturm- und Drangjahren des Zionismus in Russland war der Ausdruck „Aktivismus“ ein Euphemismus für Terror, Mordanschläge und andere Gewalttaten gewesen. Von dem Augenblick an, wo dieses Wort wieder in der Presse erschien, wusste jeder Kenner des Zionismus, was noch vor Jahresende zu erwarten war. Am 24. Juni beschossen die Israelis jordanisches Gebiet, und die Gemischte Waffenstillstandskommission erteilte Israel einen Rüffel. Hierauf forderte Tel Aviv die Abberufung des von der UNO ernannten Mitglieds der Kommission, dessen Stimme den Ausschlag gegeben hatte, und General Burns gab diesem Ansinnen statt, indem er den Betreffenden – den amerikanischen Fregattenkapitän Terrill - durch einen kanadischen Offizier ersetzte. Die UNO-Beobachter befanden sich in derselben Situation wie die britischen Verwalter in den Zwischenkriegsjahren, konnten sie doch ebenso wenig wie jene mit der Unterstützung ihrer jeweiligen Regierung rechnen. Der Fall des prozionistischen britischen Verräters Ordre Wingate, zu dessen Ehren in Israel ein Kinderdorf benannt worden war, führte ihnen ständig vor Augen, dass ein westlicher Offizier, der im Nahen Osten Karriere machen und befördert werden wollte, gut daran tat, den Begriff „Pflicht“ nicht allzu wörtlich zu nehmen. Zwei Jahre zuvor war ein anderer amerikanischer Beobachter, Fregattenkapitän E. E. Hutchinson, der sich geweigert hatte, die Verantwortung für einen Grenzzwischenfall Jordanien anzulasten, ebenfalls gefeuert worden, nachdem Israel die Kommission boykottiert hatte. Nach seiner Rückkehr in die USA schrieb er ein wertvolles Buch über seine Erfahrungen im Nahen Osten, das 1956 unter dem Titel Violent Truce (Gewalttätiger Waffenstillstand) erschien. Wie alle anderen ehrlichen Beobachter vor ihm kam auch er zum Schluss, der einzige Weg aus der Sackgasse bestehe darin, den vertriebenen Arabern die Rückkehr zu erlauben, anzuerkennen, dass die Waffenstillstandslinien von 1949 rein provisorischer Natur und somit keine endgültigen „Grenzen“ waren, und Jerusalem zu internationalisieren, um zu verhindern, dass es zum Objekt eines verhängnisvollen grossen Krieges wird. Am 24. Juli 1956 wurden zwei von der UNO entsandte militärische Beobachter sowie ein jordanischen Offizier, welcher der Gemischten Waffenstillstandskommission angehörte, auf dem Scopus-Berg durch Minen getötet. Die Zionisten gaben freimütig zu, dass dieser Berg Teil eines „alten israelischen Minenfelds“ war. Zwei ägyptische Obristen, die laut zionistischen Quellen dem Geheimdienst ihres Landes angehörten, kamen durch Briefbomben ums Leben. (Diese Methode war schon ein Jahrzehnt zuvor in England zur Anwendung gelangt. Damals stellten anonyme Mörder Hauptmann Roy Farran, der als Geheimdienstoffizier in Palästina den Ingrimm der Zionisten erregt hatte, eine Briefbombe zu; sie tötete freilich nicht ihn, sondern seinen Bruder, dessen Name ebenfalls mit R begann und der den Brief geöffnet hatte, weil er meinte, er sei an ihn gerichtet.) Am 29. Juli wurde ein dänischer UNO-Beobachter in der Nähe des Gazastreifens durch eine Mine oder Bombe tödlich verletzt; zwei weitere Beobachter wurden durch Gewehrfeuer verwundet. Wie schon in früheren Zeiten feierte der „Aktivismus“ fröhliche Urstände. Am 28. August wurde Israel von der Gemischten Waffenstillstandskommission ein weiteres Mal wegen eines „schwerwiegenden Verstosses gegen den Waffenstillstand“ verurteilt. Die Israels reagierten am 12. September mit einem neuen Angriff: Sie entsandten einen Stosstrupp nach Jordanien, der rund zwanzig Menschen umbrachte und in Rahaw einen Polizeiposten in die Luft jagte. General Burns' Protest und sein Hinweis darauf, dass solche Taten „vom UNO-Sicherheitsrat wiederholt verurteilt worden sind“ wurde von Israel bereits am 14. September mit einem erneuten Aggressionsakt quitiert, dem bei Gharandai zwischen zwanzig und dreissig Jordanier zum Opfer fielen. Da Grossbritannien nominell ein Verbündeter Jordaniens ist, bekundete das britische Aussenminister seine „lebhafte Missbilligung“ dieser Aktion und wurde deshalb vom Abgeordnetenausschuss der britischen Juden prompt wegen dieser „tendenziösen Stellungnahme“ angeprangert. Am 19. September erhob die Gemischte Waffenstillstandskommission wieder einmal Protest gegen die „feindseligen, kriegerischen Akte“ Israels. (Der Zeitpunkt für die beiden zuvor geschilderten Aggressionsakte gegen Jordanien war offenbar nicht zufällig gewählt worden, fielen doch beide in die jüdische Neujahrszeit.) Am 26. September liess die Kommission einen weiteren „Tadel“ folgen, der sich spezifisch auf die Grenzverletzung vom 12. September bezog. Als Antwort hierauf gab Israel noch am selben Tag bekannt, dass die reguläre israelische Armee ihren bisher umfassendsten Angriff auf jordanisches Gebiet durchgeführt hatte. Sie hatte bei Husan einen Grenzposten überfallen und rund 25 Jordanier, darunter ein zwölfjähriges Kind, umgebracht. Am 4. Oktober reagierte die Gemischte Waffenstillstandskommission mit ihrer bisher schärfsten Rüge an die Adresse Tel Avivs: Sie sprach von einer „geplanten, unprovozierten Aggression“. Wie in solchen Fällen üblich, folgte ein abermaliger, noch schwerwiegenderer Aggressionsakt: Am 10. Oktober griffen die Israelis mit Artillerie, Mörsern, Raketenwerfern, Bangalore-Torpedos und Granaten an. Die UNO-Beobachter fanden anschliessend die Leichen von 48 Araber vor, darunter die einer Frau und eines Kindes. Anscheinend hatten sich ein Panzerbataillon sowie zehn Düsenflugzeuge an dem Massaker beteiligt. Nun riss den Engländern endlich der Geduldsfaden: Die britische Regierung erklärte, im Falle eines Angriffs auf ihren Verbündeten Jordanien werde sie zu ihren Verpflichtungen stehen. Die israelische Regierung reagierte „bestürzt und erstaunt“ auf diese Warnung. *** Der Überfall vom 26. September war der letzte seiner Art; der nächste Schritt bestand in einem vollumfänglichen Krieg. Ich habe die diversen israelischen Grenzverletzungen und Massaker so ausführlich dokumentiert, um dem Leser ein realistisches Bild von der Lage im Nahen Osten im Herbst 1956 zu vermitteln, als Ben-Gurion behauptete, sein Land sei „hilflos“, und die Politiker in Washington und London Israel um die Wette Waffen zur Verteidigung gegen die „arabische Aggression“ lieferten. Wären die zahlreichen UNO-Resolutionen, die dem zionistischen Staat „unprovozierte Aggression“, „flagrante Waffenstillstandsverletzungen“ etc. vorwarfen, mehr als nur Schall und Rauch gewesen, so hätte die Provokation vom 26. September 1956, zu der sich Tel Aviv von Anfang an offen bekannt und die es demonstrativ begangen hatte, um seine Verachtung für die UNO kundzutun, irgendwelche konkreten Auswirkungen zeitigen müssen. Dass dies nicht der Fall war, führte jedem Einsichtigen vor Augen, wer die Politik der UNO letzten Endes bestimmt. Der UNO blieb ohnehin keine Zeit mehr, um lange über eine Bestrafung Israels nachzudenken, denn noch bevor Jordaniens Appell an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen auch nur auf die Agenda gesetzt worden war****, griffen die Israelis Ägypten an. Am selben Tag, an dem Israel zum vorderhand letzten Mal in Jordanien einfiel – dem 26. September -, hatte Menachem Begin, das prominenteste Sprachrohr des „Aktivismus“, einen „sofortigen israelischen Angriff auf Ägypten“ gefordert ( Daily Telegraph, 26. September 1956). Wer die Entwicklung der Lage aufmerksam verfolgte, konnte fortan keine Zweifel mehr daran hegen, dass die Invasion Ägyptens unmittelbar bevorstand. Bei Kriegsbeginn war jedem Kenner der Verhältnisse klar, dass es die Vereinten Nationen bei lahmen Protesten gegen die zionistische Aggression bewenden lassen würden. Die Israelis hatten selbstverständlich einen für sie optimal günstigen Augenblick gewählt; mit Fug und Recht spekulierten sie darauf, dass die unmittelbar bevorstehenden amerikanischen Präsidentschaftswahlen jede wirksame Antwort auf ihren Aggressionsakt verunmöglichen würden. Ich hatte geglaubt, die Unterwürfigkeit des Westens gegenüber dem Zionismus realistisch einzuschätzen, doch nicht einmal ich hätte es für möglich gehalten, dass sich mein eigenes Land, Grossbritannien, an dem Angriff beteiligten werde. Bis zum heutigen Tage hat die britische Bevölkerung keine Ahnung davon, dass ihre Regierenden seit 1903 in die zionistischen Machenschaften verstrickt sind. Dies lässt für den Rest unseres Jahrhunderts nichts Gutes ahnen, weder für Grossbritannien noch für die anderen Staaten des Westens. Tragischerweise trat diese Verdüsterung der weltpolitischen Lage ausgerechnet zu einem Zeitpunkt ein, wo begründete Hoffnungen auf eine Wende zum Besseren bestanden – das Ganze wirkte wie eine jähe Sonnenfinsternis, die kein Astronom vorausgesehen hatte. Der traditionelle „unwiderstehliche Druck“, der in den westlichen Hauptstädten seine Wirkung tat, führte zu einem Resultat, dessen Tragweite erst in vielen Jahren vollumfänglich einzuschätzen sein wird. Deshalb nehme ich im letzten Teil dieses Kapitels, der mit dem letzten Teil meines Buches identisch ist, eine Analyse der Methoden vor, mit denen dieser Druck in den Jahren 1952-1956, als die Dinge unerbittlich auf eine grosse Krise zusteuerten, ausgeübt wurde. Am Ende dieser fünfjährigen Periode steckten die beiden Zwillingsbrüder aus den russischen Ghettos, der revolutionäre Kommunismus und der revolutionäre Zionismus, in argen Nöten. Doch im Herbst 1956 sorgte der Westen dafür, dass sie beide den Hals aus der Schlinge ziehen und sich auf die Fortsetzung ihres Zerstörungswerkes vorbereiten konnten.
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